Mitten im Pazifik, fast 4.000 Kilometer von der amerikanischen Küste entfernt, liegt die Inselgruppe Hawaii. Die paradiesischen Inseln sind für ihre große Vielfalt bekannt. Neben subtropischen Regenwäldern und weißen Stränden gibt es hier auch spektakuläre Vulkanlandschaften. Und das ist auch kein Wunder, denn die Hawaii-Inseln sind allesamt vulkanischen Ursprungs.
Meerwasser und Magma
Lange gab der vulkanische Charakter Hawaiis den Forschern Rätsel auf. Denn die Inselkette liegt nicht, wie man es erwarten würde, an der „Nahtstelle" von zwei Erdplatten. Stattdessen ist sie mitten auf der Pazifischen Platte zu finden, weshalb die Wissenschaft lange nicht verstand, wie dort Vulkane entstehen konnten. 1963 vermutete der Vulkanologe John Tuzo Wilson einen so genannten „Hot Spot" in dem Gebiet. Damit ist eine Stelle gemeint, an der der obere Erdmantel besonders dünn ist. So kann heißes Magma aus dem Erdinneren nach oben steigen, wo es die Erdkruste aufschmilzt.
Der Vulkan der Göttin Pele
Besonders eindrucksvoll zeigt sich dieses Phänomen auf der Hauptinsel Hawaiis, die auch „Big Island" genannt wird. Dort befindet sich der Kilauea, der aktivste Vulkan der Erde. Er ist ein Schildvulkan und erinnert in seiner Form an den Panzer einer Schildkröte. Seine Flanken sind so flach, dass die Lava sehr langsam abwärts fließt und deshalb gut beobachtet werden kann. In der Mythologie der Hawaiianer gibt es eine sehr wichtige Göttin namens Pele. Sie ist die Göttin des Feuers und der Vulkane und bewohnt dem Glauben nach den Kilauea. Deshalb bringen die Menschen Opfergaben an den Rand des Kraters und tanzen für Pele den traditionellen Hula. Nach ihr sind auch bestimmte geologische Funde benannt. Wenn etwa Lavafontänen vom Wind in die Länge gezogen werden, entsteht hauchdünnes Vulkanglas, die „Haare der Pele". Die Lava des Kilauea fließt seit 1983 ohne Unterbrechung und überflutet mehr als 60 Quadratkilometer Land.
Hawaii im Wandel
Weil sich die Pazifische Erdplatte zwar bewegt, der Hot Spot aber nicht, entstehen immer wieder neue Vulkane. Ältere Krater, die sich vom Hot Spot wegbewegen, erlöschen und lassen nur ihre erkalteten Kammern zurück. Der jüngste unter den hawaiischen Vulkanen heißt Loihi. Ihn kann man noch gar nicht sehen, sein Gipfel liegt etwa 1.000 Meter unter dem Meeresspiegel. Laut Schätzungen wird er in etwa 50.000 Jahren aus dem Meer herauswachsen und dann wahrscheinlich mit „Big Island" verschmelzen.
Die Schildvulkane Hawaiis sind – ganz genau betrachtet – die höchsten Berge der Welt. Zumindest wenn man den Anteil einrechnet, der unter der Wasseroberfläche liegt. Der höchste Vulkan von Hawaii heißt Mauna Kea. Seine oberen 4.207 Meter sind sichtbar, die restlichen 5.000 Meter ragen tief in den Ozean hinein.