Silhouetten von Vögeln in V-Formation fliegen während des Vogelzugs hoch am bewölkten Himmel.

Wie navigieren Tiere? Magnetfeld und Sterne - Teil 1

Um uns in unbekannten Gebieten zurechtzufinden, müssen wir Menschen uns häufig auf technische Hilfsmittel verlassen. Viele Tiere hingegen besitzen ihr eigenes Navigationssystem, auf das stets Verlass ist.

Erfahren Sie in unserer ersten Reihe “Wie navigieren Tiere?”

  • Was das Erdmagnetfeld ist
  • Wie das Magnetfeld Tieren bei der Orientierung hilft
  • Mehr zu Tieren, die den Sternenhimmel als Orientierungshilfe nutzen

Wie der Magnetsinn bei Tieren funktioniert

Tiere, die ihren Aufenthaltsort regelmäßig verändern und dabei Distanzen von mehreren tausend Kilometern zurücklegen, nutzen unter anderem das Magnetfeld der Erde als Orientierung. Diese Fähigkeit wird häufig als der sechste Sinn bezeichnet.

 

Was ist das Magnetfeld der Erde?

Das Magnetfeld der Erde ähnelt dem Aufbau eines Stabmagneten. Zwischen den einzelnen Polen entstehen elektrische Ströme, die die Erde umgeben. Das Magnetfeld schützt unsere Erde vor gefährlichen Strahlungen aus dem All. Die erzeugten elektrischen Ströme sind für den menschlichen Körper kaum spürbar, aber an den Polen, wo die Magnetfeldkraft am stärksten ist, können sie an günstigen Tagen mit dem bloßen Auge beobachtet werden. Dieses Naturphänomen ist als Polarlicht bekannt.

Navigieren mit Hilfe des Magnetsinns

Zwei Haupttheorien deuten darauf hin, wie Tiere das Erdmagnetfeld als Orientierung nutzen.

Eine besagt, dass Magnetitkristalle im Körper eine Rotationskraft auf Sinneszellen ausüben, wenn sich die Ausrichtung des Organismus ändert. Wenn ein Vogel zum Beispiel seine Flugrichtung ändert, können sich die Magnetitkristalle in seinem Körper bewegen. Diese Bewegungen können mechanische Kräfte auf die Sinneszellen übertragen, was dem Vogel hilft, seine Position im Magnetfeld wahrzunehmen und seine Orientierung zu unterstützen.

Eine andere Theorie besagt, dass Tiere mithilfe des Cryptochrom-Proteins auf der Erde navigieren können. Dieses Protein wurde auch in den Augen von Säugetieren und Vögeln nachgewiesen. Wenn diese Proteine Licht absorbieren, wird das Magnetfeld sichtbar, und Tiere könnten sich daran orientieren.

Neben einigen Vogelarten geht die Wissenschaft davon aus, dass auch Meeresschildkröten den Magnetsinn nutzen, um weite Strecken über die Ozeane zu navigieren. Zudem wurde beobachtet, dass sich Bienen beim Sammeln von Nektar und Pollen auf den Magnetsinn verlassen, um sich zu orientieren und den Weg zurück zu ihrem Bienenstock zu finden. 

 

Wie der Magnetsinn beim Menschen funktioniert

Es wird vermutet, dass Menschen auch einen Magnetsinn besitzen. Die genaue Bedeutung dieses Sinnes für den Menschen ist jedoch noch unklar. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass Magnetfelder die Gehirnaktivität beeinflussen können. Für diese Erkenntniss simulierten Forscher Magnetfeldänderungen und beobachteten die Gehirnwellen von 34 Probanden.

Der Sternhimmel als Kompass für Tiere

Der Sternenhimmel ist neben dem Magnetfeld ein weiterer bedeutender Anhaltspunkt für viele Tiere. Wir Menschen haben einst selbst fixe Punkte am Sternenhimmel genutzt, wie den bekannten Polarstern, der immer Richtung Norden zeigt. Diese fixen Anhaltspunkte oder auch die Bewegungen der Sternbilder dienen immer noch vielen Tieren als Orientierungshilfe auf Reisen, zur Futtersuche oder auch auf der Suche nach ihren Artgenossen.

Einige Tiere, die mit hilfe des Sternenhimmels navigieren

Seehunde jagen nachts im Meer nach Fischen, wobei sie sich kaum an Landmarken orientieren können. Die Meeressäuger mit den schwarzen Knopfaugen nutzen stattdessen bestimmte Leitsterne, die sie von den anderen Himmelskörpern unterscheiden können.

Zugvögel wie beispielsweise der Star und der Indigofink nutzen feste Bezugspunkte am Himmel zur Orientierung. Forscher haben entdeckt, dass der Star seinen inneren Kompass unter anderem an der Sonne ausrichtet, während der nachtaktive Indigofink sich an Planeten orientiert. Bei ungünstigen Wetterbedingungen können jedoch einige Vögel Schwierigkeiten haben, sich zu orientieren und möglicherweise falsche Kurse einschlagen.

Selbst ein so kleines Tier wie der Mistkäfer orientiert sich an der Weite des Himmels. Genauer gesagt, am Mond oder der Milchstraße. Mit ihren Facettenaugen sehen sie zwar keine einzelnen Sterne, können aber das Licht des Mondes oder der Milchstraße wahrnehmen. An diesen Elementen richten sie ihren Weg aus, um möglichst geradlinig zu laufen.

In Teil 2 unserer Reihe “Wie navigieren Tiere?” gehen wir genauer auf die Echolokation und den Geruch ein. Sie interessieren sich für Themen rund um die Natur und wie diese sich beobachten lässt? Auf unserem Blog finden Sie weitere viele spannende Artikel. Lesen Sie Beispielsweise mehr über Tipps zum Beobachten des Sternenhimmels, Nature Journaling oder Reise-Geheimtipps.

 

Foto von Kranich17 auf Pixabay